Endlich Wochenende, die Sonne strahlt, die Temperaturen lassen Sommergefühle aufkommen und in einem Park mitten in der Barockstadt Rastatt findet ein gut besuchter Flohmarkt statt. Ausgelassen schlendern die Besucher an den Ständen entlang, direkt um die Ecke spielen Kinder auf einer Wiese Fußball. In der Innenstadt werden gerade die letzten Einkäufe für das Wochenende erledigt oder man gönnt sich in einem der zahlreichen Cafes eine kleine Pause. Gegen Mittag dann ein plötzlicher Wetterumschwung – Dunkle Wolken ziehen auf und Nieselregen setzt ein. Bereits nach kurzer Zeit nimmt der Wind stark zu, orkanartige Böen ziehen über die Stadt, mit sich bringen sie Blitz und Donner, sowie starken Regen.
In Sekundenschnelle wird aus Sonnenschein ein Unwetter, welches die Bevölkerung in Angst und Schecken versetzt. Die Menschen rennen um sich in Sicherheit zu bringen und suchen in Hauseingängen und in Ihren Autos Schutz. Die Gewalt der Natur ist ungebrochen, Bäume werden entwurzelt und stürzen auf Fahrzeuge, versperren Straßen oder kappen Stromleitungen. Da die Kanalisation die Wassermassen nicht mehr aufnehmen kann, werden Keller und Unterführungen überflutet. In einem Wohnhaus und mehreren Nachbargebäuden kommt es durch eine lokale Gasexplosion zu enormen Schäden. Menschen wurden verletzt, müssen geortet, gerettet und ärztlich versorgt werden. Das Problem: Die Lage ist undurchsichtig und das wahre Ausmaß des Unwetters ist noch nicht zu erkennen.
Gut, dass es sich bei dem Szenario nur um ein fiktives Unwetter handelte, dass Ausgangslage für eine Großübung des Geschäftsführungsbereiches Karlsruhe, der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) war. An der Übung in Rastatt beteiligten sich sieben Ortsverbände mit rund 150 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Den Schauplatz stellten zwei ehemalige französische Kasernengelände an der Kehler- und der Josefstraße dar, welche mit ihrer Struktur bestens für die Durchführung einer groß angelegten Gemeinschaftsübung der THW-Ortsverbände geeignet waren.
Vor dem Szenario einer Unwetterkatastrophe wurde am Samstag, dem 03. Mai 2014 die Rettung von eingeklemmten Personen aus Fahrzeugen, das Bergen von Verletzten aus Höhen und Tiefen, die Einrichtung einer eigenständigen Stromversorgung, sowie zahlreiche Inhalten aus dem Portfolio des Katastrophenschutzes geübt. Dazu zählten auch Besonderheiten, wie das Abpumpen von Wasser aus einem Heizungskeller, bei dem der Austritt von Heizöl simuliert wurde oder der Bau einer Seilbahn über zwei Gebäude zur Rettung von verletzten Personen.
Für eine realitätsnahe Umsetzung der vorgegebenen Szenarien wurden vorhandene Gebäude, Fahrzeuge und Geländeabschnitte entsprechend aufbereitet um ein möglichst realitätsnahes Szenario darstellen zu können. Statisten stellten Verletzte, Passanten, Reporter und Fotografen dar um reale Einsatzbedingungen zu schaffen und während der Übungsverlaufes immer wieder neue Herausforderungen an die Helfer zu stellen.
Die Alarmierung der Einsatzkräfte erfolgte wie bei einem richtigen Einsatz um den eingesetzten Helferinnen und Helfern auch hier ein möglichst hohes Maß an Realität bieten zu können. Vor-Ort wurde ein Meldekopf eingerichtet bei dem sich alle Fach- und Bergungsgruppen melden mussten um später durch die Fachgruppe Führung/Kommunikation (FGr FK) und deren Führungsstelle ihre Einsatzaufträge zu erhalten.
Die Übung selbst wurde in drei Themenschwerpunkte unterteilt, die es von den sieben teilnehmenden Ortsverbänden abzuarbeiten galt. An der ersten Station mussten nach einem Sturm vermisste Personen geortet werden, dabei versperrten umgestürzte Bäume die ohnehin unwegsamen Zugangswege. Diese konnten nur unter Einsatz der Motorkettensäge und mit schwerem Gerät freigeräumt werden, um weiter in das Gelände vordringen zu können. Des Weiteren mussten in ihren Fahrzeugen eingeklemmte Personen unter zur Hilfenahme von hydraulischem Gerät gerettet werden.
Wassereinbruch in einer Heizungsanlage und Gasexplosion, so der Titel der zweiten Station des Übungsgeschehens. Hier mussten zunächst eine eigene Stromversorgung aufgebaut und betrieben, sowie die Einsatzstelle ausgeleuchtet werden. Der unter Wasser stehende Heizungsraum mit den großen Heizöltanks war abzupumpen und zur Verhinderung eines Umweltereignisses mit Hilfe eines Ölseparators entsprechend zu reinigen. Außerdem galt es einsturzgefährdete Bereiche entsprechend zu sichern um die weiteren Arbeiten im Gebäude zu ermöglichen.
In spektakuläre Höhen mussten sich die Einsatzkräfte dann an der dritten Station wagen. Durch die Gasexplosion waren wichtige Zugangswege versperrt, somit galt es zunächst mit Leitern einen Zugang zum Gebäude zu schaffen um dort nach eingeschlossenen Personen suchen zu können. Um verletzte Personen sicher retten zu können, war der Bau einer Seilbahn notwendig, welche sich über zwei Gebäudeteile erstreckte.
Damit die Versorgung der eingesetzten Hilfskräfte sicher gestellt ist, wurde eine Verpflegungsstelle durch die Fachgruppe Log-V eingerichtet, welche wie alle Einheiten erst am Übungstag angefordert wurde um die Szenarien sehr realitätsnah gestalten zu können.
Um auf alle Fälle vorbereitet zu sein und ein höchstes Maß an Sicherheit für alle Beteiligten zu gewährleisten unterstützte der Kreisverband Rastatt des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) die Übung mit zwei Sanitätsteams, welche zeitweise auch in die Übungsabläufe eingebunden wurden.
Für die Großübung verantwortlich zeichnete sich ein Planungsstab rund um Jürgen Kircher von der Geschäftsstelle Karlsruhe, der sich nach Übungsende sehr zufrieden mit der erbrachten Leistung zeigte. Bereits seit Mitte des Jahres 2013 arbeitet er gemeinsam mit seinem Team aus THW-Fachkräften an der Planung und Umsetzung. Der Schwerpunkt wurde dabei auf die kontinuierliche Weiterbildung der Einsatzkräfte gelegt, welche die Szenarien Vor-Ort mit jeder Menge Teamwork und Knowhow präzise gelöst hatten.
Oberstes Ziel aller Beteiligten: Gemeinsam schnelle, effiziente und qualitativ hochwertige Hilfe nach den Grundsätzen der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk zu leisten. Immer unter dem Gesichtspunkt „Von Menschen für Menschen“ zu handeln. In Deutschland handeln und engagieren sich mehr als 80.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, in 668 Ortsverbänden als „Blaue Engel“.
Vom OV Bühl nahmen die 2. Bergung sowie der Verpflegungstrupp teil.